Was ist Neurofeedback?

Neurofeedback ist eine spezielle Form des Biofeedbacks und basiert auf der Messung der Gehirnaktivität. Dazu werden Elektroden auf der Kopfhaut angebracht, um mit Hilfe des Elektroenzephalogramms (EEG) in Echtzeit elektrische Signale aus dem Gehirn abzuleiten.

Bestimmte Parameter dieser Aktivität werden dann von einem Computer ausgewertet und als Feedbacksignal verwendet. Der Patient erhält auf einem Bildschirm eine Rückmeldung über die aktuelle Aktivität seines Gehirns. Das Feedback kann eine Grafik oder Animation sein, die sich entsprechend bewegt, oder eine Melodie, die lauter und leiser wird. Dem Gehirn wird also "ein Spiegel vorgehalten": Es erhält ständig eine bewusste oder unbewusste Rückmeldung darüber, was es gerade tut.

Mit Hilfe dieser Rückkopplung ist es nun möglich, bestimmte Parameter der Hirnaktivität und die Selbstregulationsfähigkeit des zentralen Nervensystems zu trainieren. Auf diese Weise können die Aktivität des Gehirns und die Symptome von Krankheiten besser reguliert werden.

Neurofeedback - eine individualisierte Therapie?

Heute gibt es verschiedene Ansätze, die sich vor allem darin unterscheiden, welche Parameter aus dem EEG rückgekoppelt werden und wie sie das Feedback steuern. Es wird immer wieder diskutiert, ob ein "one-size-fits-all"-Ansatz, wie das klassische Frequenzbandtraining, oder ein individueller Ansatz, wie das ILF-Training, bei dem die Veränderung der Patientensymptome im Mittelpunkt des Neurofeedback-Trainings steht, vorzuziehen ist.

Die Vor- und Nachteile dieser verschiedenen Ansätze lassen sich wie folgt zusammenfassen: Ein "One-size-fits-all"-Ansatz ist schnell erlernbar und lässt sich leichter durch Studien untersuchen. Ein individualisierter Ansatz ist therapeutisch anspruchsvoller und erschwert die wissenschaftliche Untersuchung. Die Ergebnisse lassen sich nicht ohne weiteres wiederholen, da die Trainingsparameter individuell an den Patienten angepasst werden.

Wofür wird Neurofeedback eingesetzt?

Heute wird Neurofeedback hauptsächlich bei der Behandlung von ADHS eingesetzt. Die American Peadiatrics Society hat Neurofeedback bereits als evidenzbasierte Behandlungsmethode für ADHS vorgeschlagen, und in Deutschland wird es auch in den Leitlinien für die Behandlung von ADHS erwähnt.

Da es sich jedoch um eine Methode handelt, mit der die Aktivität und Selbstregulationsfähigkeit des zentralen Nervensystems gezielt trainiert werden kann, ist das derzeitige Anwendungsspektrum recht breit. Neurofeedback wird als Therapiekomponente bei der Behandlung verschiedener neurologischer Erkrankungen eingesetzt.

Neurofeedback ist immer im Zusammenhang mit einer Gesamtbehandlungsstrategie zu sehen. Es ist ein Therapiebaustein in Ergänzung zu z.B. anderen medikamentösen oder verhaltenstherapeutischen Maßnahmen. Zudem muss die Behandlung immer von einem entsprechend ausgebildeten Arzt oder Therapeuten begleitet werden und sollte - wie andere Behandlungsmethoden auch - nur nach einer gründlichen Diagnose und Anamnese durchgeführt werden.

Neurofeedback wird im nicht-medizinischen Bereich vor allem bei Sportlern in Form der so genannten "Peak Performance" als Trainingsmethode zur Verbesserung von Konzentration und Leistung eingesetzt.

  • Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist wahrscheinlich eine der am häufigsten diskutierten Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Es ist wenig bekannt, dass die Störung unbehandelt bis ins Erwachsenenalter andauern kann.

    Heute sehen Wissenschaftler eine zentrale Regulationsstörung im Gehirn als Hauptursache an. Die Verarbeitung von Informationen zwischen verschiedenen Hirnregionen ist gestört. Weitere begleitende Ursachen können psychische und soziale Bedingungen sein. Konzentrationsstörungen, Hyperaktivität und Impulsivität treten bei betroffenen Kindern häufig auf. Diese Symptome können sowohl im Alltag als auch in der Schule zu Schwierigkeiten führen.

    Nicht jedes unruhige Kind leidet sofort an ADHS, daher ist eine Beobachtung der Symptome über einen längeren Zeitraum durch einen erfahrenen Arzt oder Psychotherapeuten erforderlich. Auch Langzeitbeobachtungen von Lehrern können in die Beurteilung des Verhaltens eines möglicherweise betroffenen Kindes einbezogen werden. Unbehandelt können sich jedoch bis ins Erwachsenenalter weitere Symptome wie allgemeine Leistungsschwäche, Desorganisation und Stimmungsschwankungen entwickeln, die die Bewältigung des Alltags erheblich erschweren.

    Der Einsatz von Neurofeedback als Teil der Gesamtbehandlung zielt in erster Linie auf die Verbesserung von Konzentration und Aufmerksamkeit ab. Es kann sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen eingesetzt werden. Ob Neurofeedback ein sinnvoller Bestandteil der Therapie sein kann, lässt sich nur nach einer gründlichen Diagnose durch einen behandelnden Arzt oder Therapeuten feststellen.

  • Autismus-Spektrum-Störungen äußern sich in einer Reihe von Symptomen. Diese variieren in Schwere und Ausprägung. Dazu gehören der Rückzug in eine eigene Gedankenwelt, die Vermeidung von Kontakten mit der Umwelt, Beeinträchtigungen der Sprache und der motorischen Fähigkeiten, geringes Einfühlungsvermögen in die Gefühle und Bedürfnisse anderer, stereotype Bewegungen und Verhaltensweisen sowie die Vermeidung von Körperkontakt.

    Autismus-Spektrum-Störungen können nicht geheilt werden, aber ihr Schweregrad kann behandelt werden. Da die Symptome variieren, muss die Behandlung flexibel und individuell sein. Neurofeedback kann einer der Bausteine eines verhaltenstherapeutischen Behandlungsplans sein. Ob Neurofeedback jedoch ein Bestandteil der Behandlung sein kann, hängt von der Schwere der Erkrankung und vor allem von den damit verbundenen Symptomen ab. Aus diesem Grund geht der Behandlung eine gründliche, individuelle Anamnese und Diagnose voraus.

  • Schmerz wird von Schmerzrezeptoren registriert und die entsprechenden Impulse werden von Nervenzellstrukturen verarbeitet. Wenn diese Strukturen ständig Schmerzimpulsen ausgesetzt sind, kann die Empfindung "gespeichert" werden. Es entsteht ein "Schmerzgedächtnis". Infolgedessen können, nachdem die ursprüngliche Ursache verringert oder geheilt wurde, selbst kleine Reize ausreichen, um Schmerzen zu verursachen. Es entstehen chronische Schmerzen.

    Die Hirnaktivität von Menschen mit chronischen Schmerzen unterscheidet sich von der anderer Menschen, selbst im Ruhezustand. Diese Aktivität kann mit Hilfe eines EEGs sichtbar gemacht werden. Studien haben gezeigt, dass vor allem die Theta- und Beta-Anteile des EEGs verändert und besonders ausgeprägt sind.

    Wenn Neurofeedback bei chronischen Schmerzen eingesetzt wird, sollte es Teil einer komplexen Schmerztherapie sein. Der Ansatz besteht darin, die dysregulierte Gehirnaktivität zu normalisieren. Biofeedback- und Neurofeedback-Methoden werden vor allem bei muskulären Spannungsschmerzen, Fibromyalgie oder Migräne eingesetzt. Letztere ist durch wiederkehrende Anfälle von starken, pochenden Kopfschmerzen gekennzeichnet, die oft von Übelkeit, Schwindel und Lichtempfindlichkeit begleitet werden.

    Ob Neurofeedback einen positiven Beitrag zur Schmerzkontrolle und Schmerzbewältigung leisten kann, muss, wie bei allen anderen Anwendungsgebieten auch, immer von einem Arzt nach einer gründlichen diagnostischen Abklärung beurteilt werden.

  • Epilepsie ist eine neurologische Störung, bei der Nervenzellen Störsignale aussenden. Dies führt zu Anfällen unterschiedlicher Schwere mit unkontrollierten Muskelbewegungen, Krämpfen und Bewusstlosigkeit. Epileptische Anfälle sind eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen.

    Neurofeedback wurde ursprünglich im Zusammenhang mit Epilepsie entdeckt. Im Laufe der Zeit hat es sich zum klassischen Frequenzbandtraining weiterentwickelt, da große Teile der Gehirnwellen während epileptischer Anfälle mit einer niedrigen Frequenz schwingen. Das Ziel von Neurofeedback ist es, den Menschen beizubringen, die langsamen Frequenzen zu kontrollieren und sie herunterzuregulieren, um die Wahrscheinlichkeit eines Anfalls zu minimieren.

    Ob Neurofeedback ein sinnvoller Bestandteil der Therapie sein kann, muss von einem Arzt oder Therapeuten beurteilt werden. Auch wenn die Anfälle nicht vollständig verschwinden, kann die Lebensqualität im Rahmen einer ganzheitlichen Therapie oft deutlich verbessert werden.

  • Tinnitus ist ein immer häufiger auftretendes Leiden. Viele Menschen mit Tinnitus sind chronisch krank und leiden unter dem ständigen Klingeln in ihren Ohren. Die Geräusche setzen sich im Gehirn fest und machen sich vom ursprünglichen Auslöser unabhängig, ähnlich wie bei Phantomschmerzen. Studien und Forschungen, zum Beispiel an der Römerwallklinik Mainz und den Universitätskliniken in Mainz, Konstanz und Marburg, haben gezeigt, dass Neurofeedback ein therapeutischer Baustein sein kann. Das Hauptziel der Behandlung besteht darin, den Menschen beizubringen, den Rhythmus ihrer Schwingungen zu verändern, um Stress und Lautstärke zu reduzieren.

    Ob Neurofeedback eine sinnvolle Ergänzung zur Therapie sein kann, muss, wie bei allen Anwendungsgebieten, von einem geschulten Arzt oder Therapeuten beurteilt werden. Gerade bei Tinnitus entscheidet die Ursache des Tinnitus darüber, ob Neurofeedback eine sinnvolle Ergänzung der Behandlung ist.

  • Wie Umfragen zeigen, liegt die 12-Monats-Prävalenz der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) weltweit bei ungefähr 1%, in Deutschland bei 0.5 %. Die Lebenszeitprävalenz befindet sich weltweit bei ungefähr 4 % und in Deutschland bei 3 %. Typische Symptome sind hierbei das unwillkürliche Wiedererleben von belastenden Erinnerungen, Flashbacks und Schlafstörungen, die sich unter anderem in Vermeidungsverhalten, Veränderungen der Stimmung und Kognition und Veränderungen in der Erregung äußern.

    Auslöser für die PTBS ist die Exposition zu einem oder mehreren traumatischen Erlebnissen, wie Krieg oder Kriegseinsätze, Naturkatastrophen oder auch sexuelle Übergriffe. Eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für das Auftreten sind beispielsweise vorhandene psychiatrische Störungen, aber auch soziodemografische Faktoren wie weibliches Geschlecht, junges Alter und geringes Einkommen.

    Eine häufige und sehr wirksame Therapieform ist die kognitive Verhaltenstherapie, bei der durch Extinktion dem Gehirn neue Verhaltensmuster angelernt werden sollen. Bei der PTBS wurde eine erhöhte Amygdalaaktivität, aber eine verminderte Aktivität des Hippocampus und des ventromedialen Abschnitts des präfrontalen Cortex (vmPFC) berichtet. In der Amygdala läuft das Einstufen und Erkennen von Gefahren ab, wohingegen im präfrontalen Cortex die Furchtreaktion kontrolliert wird. Im Hippocampus werden die Erinnerungen abgespeichert. Bei einer Fehlfunktion des Hippocampus werden traumatische Erinnerungen unwillkürlich abgerufen, was zu Flashbacks und Albträumen führen kann. Zusätzlich gibt es immer mehr Belege für eine Dysfunktion von verschiedenen Netzwerken, wie des zentralen exekutiven Netzwerks, des Salienznetzwerks und des Ruhezustandsnetzwerks bei PTBS. Mit Hilfe von Neurofeedback ist es möglich die Selbstregulationsfähigkeit des Gehirns zu verbessern. Es gibt bereits seit den frühen 90er Jahren Studien zu der Verwendung von Neurofeedback bei PTBS (Peniston und Kulkosky) und gerade auch in den letzten Jahren ist PTBS in den Fokus der Forschung gerückt und es gibt vielzählige Veröffentlichungen in diesem Bereich als alleinstehende Therapieform, aber auch als Ergänzung zu anderen Therapieformen. Gerade der individualisierte Ansatz von ILF Neurofeedback ist hierbei von Vorteil, da ein breites Spektrum an Symptomen auftritt.

Welche Neurofeedback-Methoden gibt es?

Die Grundlage aller Neurofeedback-Verfahren ist immer noch das klassische Frequenzbandtraining. Auch heute noch wird Neurofeedback meist mit dieser Methode erklärt. Im Laufe der Zeit haben sich verschiedene Methoden entwickelt.

Die einzelnen Neurofeedback-Methoden unterscheiden sich vor allem darin, welche Parameter aus dem EEG das Feedback steuern. Im Folgenden finden Sie mehr Informationen zu den gängigen, unterschiedlichen Methoden.

  • Frequenzbandtraining - der Ursprung des Neurofeedbacks

    Das klassische Frequenzbandtraining gibt es seit Anfang der 1970er Jahre und ist nach wie vor die Grundlage moderner Neurofeedback-Verfahren. Dank der immer besser werdenden Software und den damit verbundenen Möglichkeiten der Signalverarbeitung und Feedbackdarstellung hat sich das klassische Frequenzbandtraining ständig weiterentwickelt. Deshalb ist es auch heute noch im Einsatz.

    Es beruht auf der Annahme, dass sich bestimmte Frequenzbereiche günstig auf die Regulierung von Krankheitssymptomen auswirken.

    Das Prinzip der operanten Konditionierung

    Das Wirkprinzip erklärt sich aus der operanten Konditionierung, d.h. dem "Lernen durch Belohnung". Bei diesem Neurofeedback-Verfahren werden in einem ausgewählten Frequenzbereich Schwellenwerte festgelegt. Das heißt, es werden zum einen Frequenzen festgelegt, bei denen eine "Belohnung" (Belohnungsfrequenz) gegeben wird. Andererseits gibt es solche, bei denen der "Entzug der Belohnung" (Inhibit-Frequenz) stattfindet.

    Sobald die Amplituden im jeweiligen Frequenzbereich den Schwellenwert überschreiten, gibt es eine Belohnung. Auf dem Bildschirm bewegt sich eine Animation oder es ertönt ein Ton, wenn die Zielfrequenz erreicht ist.

    Fallen die Amplituden jedoch unter die Schwelle im jeweiligen Frequenzbereich, wird keine Belohnung mehr über den Bildschirm gegeben. In diesem Fall ist das Gehirn in eine Fehlregulierung gerutscht. Zum Beispiel bleibt die Grafik stehen und es ist kein Ton mehr zu hören.

    Das Ziel des Frequenzbandtrainings ist es, das gewünschte Verhalten durch einen Anreiz zu verstärken. In diesem Fall ist das Verhalten eine gewünschte Zielfrequenz. Der Anreiz wird durch eine entsprechende Anzeige auf dem Bildschirm belohnt.

  • ILF steht für Infra Low Frequency und ist eine Methode, die sich aus dem klassischen Frequenzbandtraining entwickelt hat. Basierend auf dem klassischen Frequenzbandtraining wurde diese Methode anhand von Kriterien des klinischen Erfolgs weiterentwickelt. Neben dem klassischen Frequenzbandtraining und der zentralen Elektrodenpositionierung wurden auch andere Frequenzen und Elektrodenplatzierungen systematisch untersucht.

    Individuelle Neurofeedback-Therapie

    Beim ILF-Neurofeedback wird davon ausgegangen, dass die angemessene Belohnungsfrequenz weder von der Diagnose noch von den EEG-Daten abhängt. Vielmehr ist sie sehr individuell und kann für jeden einzelnen Patienten anhand seiner Reaktion auf das Training angepasst werden. ILF Neurofeedback zielt darauf ab, die Reward-Frequenz für jeden Patienten in einer Art Feinabstimmung kontinuierlich zu optimieren. Ähnlich wie bei der Anpassung von Brillengläsern, bei der die individuelle Glasstärke durch Befragung des Patienten beim Linsenwechsel ermittelt wird, wird beim ILF Neurofeedback die Wirkung verschiedener Zielfrequenzen auf den Patienten erfragt und beobachtet.

    Bei der Änderung der Belohnungshäufigkeit lassen sich oft sehr schnelle Zustandsänderungen in Abhängigkeit von der gewählten Belohnungshäufigkeit beobachten. Dies macht sich im Erregungsniveau, im Grad der Aufmerksamkeit und oft auch in der Stimmung bemerkbar. Oft findet man während einer Sitzung die optimale Belohnungsfrequenz, bei der die aktuell vorhandenen Symptome reduziert werden und der Patient einen angenehmen Entspannungszustand erreicht. In manchen Fällen ist die optimale Frequenz jedoch nicht sofort in der Sitzung erkennbar und man muss sich nach der Sitzung an den Symptomveränderungen orientieren, um die Trainingsfrequenz zu optimieren.

    Trainingseffekte über ein breites Frequenzspektrum

    Mit dieser neuen Optimierungsstrategie können die Trainingseffekte über ein breiteres Frequenzspektrum untersucht werden, als dies seither beim klassischen Frequenzbandtraining der Fall ist. Im Laufe der Zeit bewegten sich die klinischen Ergebnisse weiter in Richtung langsamer Potenzialveränderungen. Aus diesem Grund wurde in den folgenden Jahren der Fokus darauf gelegt, das Training in den langsameren Frequenzen, auch unterhalb von 0,1 Hz, dem Infratiefbereich, weiter zu analysieren, was erst seit 2006 technisch möglich ist.

  • SCP - Langsame kortikale Potenziale

    SCP steht für langsame kortikale Potenziale. Die SCP fallen unter die so genannten ereigniskorrelierten Potenziale, also Wellenformen im EEG, die zum Beispiel durch Sinneswahrnehmungen oder durch Veränderungen der Aufmerksamkeit entstehen, zum Beispiel, wenn man sich in einem Erwartungszustand befindet.

    Regulierung der Aufmerksamkeit

    Bei den SCPs handelt es sich nicht um Frequenzen, sondern um langsame Verschiebungen des gesamten EEGs in eine elektrisch negative oder positive Richtung. Eine Verschiebung in den negativen Bereich ist mit einer höheren Erregbarkeit verbunden; die Nervenzellen werden gleichzeitig stimuliert. Im Gegenzug geht eine Verschiebung in den positiven Bereich mit einer Verringerung der Erregbarkeit einher. Die SCP spielen also eine wichtige Rolle bei der Regulierung der Aufmerksamkeit.

    SCP-Neurofeedback - Unterschiede zum klassischen Frequenzbandtraining

    Während das klassische Frequenzbandtraining ein kontinuierliches Training über 20-30 Minuten ist, bei dem die Amplituden, die in ausgewählten Frequenzbändern über- oder unterschritten werden, belohnt werden, basiert das SCP-Training hauptsächlich auf Zeitintervallen. Zu Beginn jeder Sitzung erhält der Patient die Aufgabe, das aktuelle Gleichspannungssignal für die nächsten 8 Sekunden absichtlich positiver oder negativer zu gestalten. In der Regel werden pro Sitzung etwa 80 Durchgänge zu je 8 Sekunden durchgeführt. Zusätzlich zum direkten Feedback während der 8 Sekunden erhält der Patient am Ende jedes 8-Sekunden-Laufs ein optisches Signal (z.B. eine Sonne oder ein Smiley), wenn der Lauf als erfolgreich bewertet wird.

    Dieser Prozess wurde von der Arbeitsgruppe um Niels Birbaumer an der Universität Tübingen geprägt und bietet wohl bis heute die qualifiziertesten Studien auf dem Gebiet des Neurofeedbacks.

  • QEEG- und Z-Score-Training

    Seit Ende der 1990er Jahre geht die Entwicklung auf dem Gebiet des Neurofeedback in Richtung einer individualisierten Therapie. Ein Ansatz, der sich in diesem Zusammenhang herausgebildet hat, ist das QEEG - das quantitative EEG. Dabei werden die erhobenen EEG-Daten mit denen aus einer Standarddatenbank verglichen. Die Theorie dahinter ist, dass sich aus dem Vergleich mit Standarddaten bestimmte Krankheitsbilder oder Symptome erkennen lassen und das Neurofeedback-Training dadurch individualisiert werden kann. Die QEEG-Methode ist also eigentlich im Bereich der Neurodiagnostik angesiedelt, wobei die diagnostischen Möglichkeiten noch umstritten sind. So gibt es derzeit nur wenige Krankheitsbilder, für die es erste Hinweise auf eine Wirksamkeit dieser Methode gibt.

    Was bedeutet der Z-Score?

    Der "Z-Score" ist ebenfalls eng mit dem QEEG verwandt. Der Z-Score ist ein statistischer Wert, der angibt, wie weit der für eine Person gemessene Wert vom Mittelwert einer gemessenen Vergleichsgruppe (Standardwert) entfernt ist.

    Immer wieder stellt sich die Frage, ob es Endophänotypen für neurologische Störungen gibt, also bestimmte Merkmale, die sich im QEEG ablesen lassen und sozusagen als biologische Marker zur Erkennung von Krankheiten dienen können. Es gibt erste Hinweise auf solche Endophänotypen, die aus verschiedenen Parametern des QEEGs ermittelt werden, zum Beispiel für ADHS, Schizophrenie und Angststörungen.

    QEEG und Z-Score Training - die Basis für eine individuelle Neurofeedbacktherapie?

    Fraglich bleibt, inwieweit diese Daten für ein personalisiertes Neurofeedback-Training genutzt werden können. In der Praxis entsprechen die aus dem QEEG abgeleiteten Neurofeedback-Protokolle in der Regel den herkömmlichen SMR/Beta-Protokollen des klassischen Frequenzbandtrainings, bei denen SMR- und Beta-Amplituden belohnt und langsamere und schnellere Frequenzbänder gehemmt werden.

    Dies mag daran liegen, dass der diagnostische Wert, der sich in erster Linie aus der Messung ereigniskorrelierter Potenziale im QEEG und den entsprechenden Berechnungen ergibt, nicht 1:1 in ein Frequenzbandtraining umgerechnet werden kann. Obwohl QEEG-Daten die nützlichsten Diagnoseinstrumente für ADHS sind, zeigte eine aktuelle Studie keine signifikanten Unterschiede in der Verbesserung der ADHS-Symptome zwischen einer Kontrollgruppe mit Placebo-Feedback und einer QEEG-Neurofeedback-Gruppe.

    Bei der Behandlung von wiederkehrenden Migräneanfällen konnte Walker (Neuroscience 2011; 42: 59-61) jedoch eine drastische Reduktion der Migräneanfälle nach dem QEEG-Neurofeedback-Training zeigen.

  • Tomographisches Neurofeedback mit bildgebenden Verfahren

    Tomographisches Neurofeedback mit fMRI (funktionelle Magnetresonanztomographie), d.h. bildgebenden Verfahren, ist derzeit von großem Interesse in der Forschung.

    Bei den gängigen Neurofeedback-Verfahren werden als Parameter für das Neurofeedback die Veränderungen der elektrischen Potentiale an der Kortexoberfläche verwendet, d.h. jene Signale, die am äußeren Rand des Gehirns in der dünnen Schicht der Großhirnrinde entstehen. Das tomographische Neurofeedback bietet die Möglichkeit, die Aktivität aus tieferen Hirnregionen in einer dreidimensionalen Auflösung zurückzumelden.

    Erste Ansätze zur Emotionskontrolle und zur Verbesserung des Schmerzerlebens

    Dies ist von besonderem Interesse bei der Regulierung der emotionalen Kontrolle, wie z.B. der Regulierung der sogenannten Amygdala-Aktivität, d.h. des Mandelkernkomplexes - einer Hirnregion des limbischen Systems -, die u.a. bei der Entstehung von Angst und Emotionen wichtig ist. Um das Schmerzerleben zu regulieren, gibt es erste Ansätze, die darauf abzielen, die Aktivität des sogenannten anterioren cingulären Cortex (ACC) zu modulieren.

    Das tomographische Neurofeedback bietet natürlich viele interessante Therapieansätze. Aufgrund des hohen Aufwandes und der damit verbundenen Kosten sind diese im klinischen Alltag derzeit meist nicht praktikabel.

    sLORETA

    Eine Möglichkeit, tomographisches Neurofeedback kostengünstig zu betreiben, ist die Kombination von Neurofeedback mit sLORETA (Low Resolution Brain Electromagnetic Tomography) Software.

    sLORETA ist ein mathematisches Verfahren, mit dem es möglich ist, die Quellen der an der Schädeloberfläche gemessenen Potentialänderungen zu bestimmen und für die dreidimensionale Quellenanalyse des Signals zu nutzen. Auf diese Weise lassen sich mit Loreta-Neurofeedback ausgewählte Frequenzbänder quellenbasiert trainieren.

    Das Verfahren ist jedoch noch nicht ausreichend evaluiert worden und befindet sich noch in der Entwicklung.

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